La Libélula

Ort: Tarija, Bolivien
Projektpartnerin vor Ort: Conny Decaluwé
Projektkoordination: Ewa Gardner, Anna Kerle, Annika Wirz, Bastian Bekiri
Finanzielle Unterstützung: 1200 Euro im Jahr
Verwendungszweck: Finanzierung des Mittagstisches
Projektbeginn: April 2014

Links:

Projektziele:

  1. Verbesserung der Ernährungssicherheit von Kindern aus sozial benachteiligten Familien
  2. Psychologische, soziale und rechtliche Unterstützung durch Fachkräfte
  3. Angebot an kulturellen Aktivitäten, Fortbildungs- und Freizeitveranstaltungen im Rahmen der Nachmittagsbetreuung

Die Lage der Einrichtung

Das Kinder- und Jugendzentrum La Libélula liegt mitten in Tarija, der südlichsten Großstadt Boliviens. Die Stadt liegt am Rande der Anden zwischen verschiedenen Klimazonen des Landes, die Tarija ganzjährig ein mildes, angenehmes Klima bescheren. Folglich beziehen ihre etwa 205.000 Einwohner (Stand 2012) ihre Einnahmen hauptsächlich aus dem Tourismus und Weinbau. Die Bevölkerung scheint kulturell aufgeschlossen zu sein. Der Großteil der Bevölkerung hat immerhin europäische Wurzeln. Darüber hinaus besitzt die Stadt ein großes Erbe an historischen Gebäuden, die ihr ein besonderes Flair verleihen. Die Region um Tarija ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt, nennenswerte Industrie ist hingegen kaum vertreten. Nichtsdestotrotz zählt die Stadt zu den eher moderneren und wohlhabenderen bolivianischen Städten, was letztlich ein Grund mehr ist, den Ärmeren der Stadt, die nicht an der fortschreitenden Modernisierung teilhaben können, zu helfen.

Wie kam das Projekt zu uns?

Das vielseitige sozialpädagogische Betreuungszentrum für Kinder wurde 2003 von der NGO (Nicht-Regierungs-Organisation) Educación y futuro („Bildung und Zukunft“, kurz: EDYFU) ins Leben gerufen, die auch verschiedene andere Bildungs-, Sozial- und Umweltprogramme betreut. Das Zentrum beschäftigt 25 feste Mitarbeiter und viele Freiwillige. Eine von ihnen war Maëlis, eine französische Studentin, die ein paar Monate vor Ort ehrenamtlich gearbeitet hat und sich seit[A1]  Ende 2013 für einige Zeit beim Desierto Florido e.V. engagierte. Auf ihren Vorschlag hin haben wir die Libélula (spanisch für die Libelle) in die Liste unserer unterstützten Projekte aufgenommen.

Detaillierte Ziele

La Libélula ist ein soziales und pädagogisches Zentrum, das Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Stadtteilen mittels vielseitiger Angebote dabei hilft, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Die Kinder und Jugendlichen erleben in ihren Familien tagtäglich Ausbeutung und Missbrauch. Sie leben in extremer Armut und verfügen kaum über Schulbildung. Ihre körperliche und seelische Verfassung ist aufgrund von Unterernährung, fehlender medizinischer Versorgung sowie physischer oder psychischer Gewalt oftmals schlecht. La Libélula bietet diesen Kindern und Jugendlichen auf deren individuelle Probleme zugeschnittene Lösungen an.

Unter anderem wird die Ernährungssicherheit gefördert, indem täglich etwa 40 Kinder aus extremer Armut im Rahmen eines Mittagstisches eine nährstoffreiche Mahlzeit erhalten. Diesen Mittagstisch unterstützt Desierto Florido jährlich mit 1.200 Euro.

La Libélula bietet den Kindern zudem Unterstützung in schulischen Angelegenheiten an: Die Kinder erhalten in der Einrichtung Hilfe bei ihren Hausaufgaben und werden dort unterrichtet. Des Weiteren hilft das Zentrum bei organisatorischen Fragen im Bereich Bildung, beispielsweise bei der Wiedereingliederung von Kindern in die Schule.

Ein weiteres Kernstück von La Libélula ist eine Herberge, in der Mädchen und junge Frauen unterkommen können, die unter körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt leiden. Die Einrichtung kooperiert hinsichtlich dieser Herberge seit 2020 mit dem örtlichen Jugendamt Defensoría de la Niñez y Adolescencia (DNA), das Teil des Bürgermeisteramtes von Tarija ist. La Libélula bietet den ihnen übermittelten Mädchen und Frauen, die aus prekären familiären Situationen gerettet werden, eine vorübergehende Unterkunft, Essen und Betreuung für maximal drei Monate, bis diese mit Familienmitgliedern wieder vereinigt werden können oder einen dauerhaften Platz in einem Hilfszentrum für Minderjährige erhalten.

Unsere Unterstützung während der Pandemiezeit

2020 hat die ganze Welt auf den Kopf gestellt. Auch das vergangene Jahr des durch unsere Spenden mitfinanzierten Projekts La Libélula in Tarija, Bolivien, ist von dem kleinen Virus SARS-CoV-2 und dessen enormen Auswirkungen gezeichnet. Auch in Bolivien hat die Pandemie einiges über den Haufen geworfen und für Chaos gesorgt. Nicht alle Unterstützungsleistungen, die von La Libélula normalerweise angeboten werden, konnten ununterbrochen fortgeführt werden.

Auch der Mittagstisch konnte letztes Jahr nicht auf gleiche Art und Weise fortgesetzt werden, da dieser normalerweise auch für besonders notbedürftige Kinder und Familien außerhalb der Mädchenherberge konzipiert ist. Während Anfang des Jahres 2020 noch unter normalen Umständen im Schnitt 40 Kinder täglich das Angebot des Mittagstisches wahrnahmen, wurde dieser nach Ausbruch der Corona-Pandemie auf die 16 Mädchen der Herberge beschränkt.

Um den Familien, die normalerweise vor Ort von EDYFU (u.a. La Libélula) unterstützt werden, dennoch unter die Arme zu greifen, wurden von EDYFU zwischen April und August 2020 daher insgesamt vier Notfallpakete an insgesamt fast 250 hilfsbedürftige Familien verteilt. Denn für viele unterstützte Familien war die strikte bolivianische Ausgangssperre sehr schwierig und mit großer Unsicherheit am Arbeitsplatz und wirtschaftlicher Instabilität verbunden. Die Fallzahlen an häuslicher Gewalt an Kindern und Frauen stieg an und viele Falschinformationen bezüglich der erforderlichen Maßnahmen im Falle einer Covid-19 Infektion prägten den Alltag. 

Viele der unterstützten Familien waren vor allem finanziell betroffen. Die Angst um den Arbeitsplatz und im Allgemeinen nicht arbeiten gehen zu können war eine der größten Sorgen. Da die Mehrheit der bolivianischen Bevölkerung im informellen Sektor tätig ist, reichte es bereits vor der Pandemie für viele Familien nur gerade so für das tägliche Überleben aus. Die Corona-bedingte Ausgangssperre bedeutete umso mehr Unsicherheit und Not. Die daher verteilten Notfallpakete wurden unter anderem durch ein finanzielles Corona-Hilfspaket vom Desierto Florido e.V. finanziert und beinhalteten folgende Grundversorgungsartikel: Reis, Nudeln, Öl, Zucker, Seife, Waschmittel, Mehl, Tee, Salz, Kartoffeln, Zwiebeln und Brot.