Ort: Quito, Ecuador
Projektpartnerin vor Ort: Jesús Astudillo, Sozialarbeiter
Projektkoordination: Jule Nibbenhagen und Jane Vonderschmitt
Finanzielle Unterstützung: 1.200 Euro im Jahr
Projektbeginn: Januar 2020, seit April 2024 von Desierto Florido e.V. untersützt.
Links:
Projektziele:
- Minimierung von Kinderarbeit
- Unterstützung indigener Familien bei persönlichem Bedarf
- Aufklärung zur Förderung von Bildung, Gesundheit und Reduzierung von häuslicher Gewalt
Detaillierte Ziele
Idee des Projektes und seine Anfänge
Entstanden ist das Projekt Estrella Suyay („Estrella“ (spanisch) = Stern, „Suyay“ (quechua) = Hoffnung) im Anschluss an einen Freiwilligendienst 2016/17 von Jule und Jane auf dem Markt San Roque im Zentrum von Quito. Zu Beginn verfolgte Estrella das Ziel, Familien indigener Herkunft in prekären Lebensbedingungen auf dem Markt mit monatlichen Ernährungspaketen zu versorgen. Dazu wurden hier in Deutschland Spenden gesammelt, von denen Jesús, der damalige Koordinator des Freiwilligenprojektes, dann Grundnahrungsmittel einkaufte und diese an die Familien vor Ort verteilte.
Da sich mit der Zeit sowohl der Kontakt zu der indigenen Bevölkerung auf dem Markt intensivierte als auch der Bedarf an festen Strukturen auf dem Markt nach Jesús‘ Schilderungen immer klarer wurde, beschlossen wir, eine Umstrukturierung und Umverteilung der gesammelten Spenden vorzunehmen. So gelang es Jesús durch die Zusammenarbeit mit Bekannten und ehemaligen Kolleg:innen und dem Einsatz von viel Herzblut, Zeit und Nerven im Januar 2023, einen Raum für armutsbetroffene Kinder, deren Eltern auf dem Markt San Roque arbeiten, zu schaffen. Inzwischen kommt eine feste Gruppe von 15-20 Kindern täglich nach der Schule von 13:30-17 Uhr ins Projekt. Das städtische Museum YACU Museo del Agua (Wassermuseum), das neben dem Markt liegt, stellt dafür seit gut einem Jahr einen kleinen Raum zur Verfügung. Während der Schulzeit werden nach einem Mittagessen zuerst gemeinsam die Hausaufgaben erledigt und danach ist Raum für gemeinsame Aktivitäten wie thematisches Spielen, Basteln oder Sport.
Der Markt San Roque und die indigene Bevölkerung
Das Einsatzgebiet ist derzeit der Markt von San Roque in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito und seine Umgebung, die aufgrund von Unsicherheit und Kriminalität, dem Verkauf von psychotropen Substanzen, Prostitution und anderen Risikofaktoren als Hochrisikogebiet gilt. Die Familien, mit denen Jesús seit Jahren in Kontakt ist, schälen, verladen und verpacken landwirtschaftliche Produkte für den Markt. Der Großteil von ihnen ist indigen und für Arbeit vom Land in die Stadt gezogen, wobei sie sich als marginalisierte Bevölkerungsgruppe allerdings täglich mit diskriminierenden Strukturen, sprachlichen Barrieren und Ausgrenzung konfrontiert sehen. Außerdem leiden sie unter der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft und den langen Arbeitszeiten von teilweise 01:00 Uhr morgens bis 23:00 Uhr abends. Da die Eltern ihre Kinder in der Regel mit auf den Markt bringen, beginnen diese, sobald motorisch dazu in der Lage, ebenfalls mit der Arbeit. Daraus resultieren nicht nur gesundheitliche Schäden an den Händen, sondern ebenfalls schulische und familiäre Schwierigkeiten und sie geraten somit in einen Teufelskreis, der die ohnehin herausfordernde Situation für Indigene nur verschärft.
Das Ziel von Estrella Suyay ist es, einen Raum, sowohl physisch als auch emotional, zu schaffen, der für die Familien und insbesondere die Kinder Schutz und ein Gefühl von Verstanden-Werden bietet. Estrella strebt nach einer realen Umsetzung von Menschenrechten und der Chance auf ein würdiges, erfülltes und chancengleiches Leben auch für die Vulnerablen der Gesellschaft.
Ein Raum, „in dem Kinder Kinder sein können“
Für Jesús, ausgebildeter Pädagoge, liegt der Fokus in Bezug auf die Kinder darauf, einen Raum zu erschaffen, in dem die Kinder „Kinder sein können“. Die Kinder sollen in dieser Zeit sowohl von den Straßen als auch von der Arbeit weggeholt werden und somit die Möglichkeit bekommen, mit Gleichaltrigen Sozialkontakte zu knüpfen und Sozialkompetenzen zu stärken. Die schulpflichtigen Kinder, die Jesús jeden Tag empfängt, verbringen normalerweise ihre Zeit nach der Schule damit, ihre Familien auf dem Markt unterstützen, indem sie beispielsweise Bohnen pellen, Kartoffeln eintüten, Ware über den Markt tragen oder verkaufen.
Bei Estrella Suyay steht im Fokus, die Arbeitszeiten der Kinder zu verkürzen und ihnen die Chance zu geben, ihre freie Zeit sinnvoll zu nutzen. Dazu gehören beispielsweise Kunst- und Handwerkskurse, in denen sie ihre kreativen Fähigkeiten entdecken und entwickeln können. Durch Musik, Basteln und Sport fördern werden nicht nur ihre Talente gefördert und das eigene Bewusstsein gestärkt, sondern ebenfalls eine Alternative zur Arbeit geboten.
Außerdem organisiert Jesús Aufklärungskampagnen, wozu er mit lokalen Gruppen, Schulen und Gemeindeorganisationen zusammenarbeitet, um das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen von Kinderarbeit zu schärfen. Dazu haben bereits Workshops und Informationsveranstaltungen stattgefunden, die die Familien über die Konsequenzen von Kinderarbeit aufklären und an die Rechte der Jüngsten in der Gesellschaft appellieren.
Ausblick
Die Aufnahme von Estrella Suyay bei Desierto Florido ist ein großer und wichtiger Schritt, da dies eine offizielle Anbindung an einen Verein bedeutet. Ein weiterer spannender Aspekt ist die Möglichkeit zum freiwilligen Engagement durch Dritte vor Ort. Interessierte haben die Chance, Jesús direkt zu unterstützen, sei es durch die Betreuung der Kinder, die Organisation und Durchführung von Workshops oder die Stärkung unserer Präsenz in den sozialen Medien. Bei Interesse freuen wir uns also über jegliche Kontaktaufnahme und Unterstützung!