Ort: Mendoza, Argentinien
Projektpartnerin vor Ort: Juanita Prossetti
Projektkoordination: Miriam Kroiher, Anna Gröber und Bianca Welte
Projektförderung: situationsbezogene Unterstützung (keine monatliche Zuwendung)
Projektbeginn: März 2004
Links:
Projektziele:
- Verbesserung der Ernährungssicherheit
- Schulische Unterstützung von Kindern
- Fortbildungsangebote für Erwachsene zur Verbesserung der Einkommenssituation
- Angebot von kulturellen Aktivitäten und Freizeitveranstaltungen
Detaillierte Ziele
Das Projekt Inmensa Esperanza rückt die Lebensbedingungen der Menschen in den Randvierteln in den Mittelpunkt. Dabei wird über verschiedene Angebote das große Ziel verfolgt, die Situation im Hier und Jetzt zu verbessern. Darüber hinaus werden Menschen dabei unterstützt, sich eine realistische Perspektive aufzubauen.
1. Verbesserung der Ernährungssicherheit
Das Thema Ernährung ist dabei ein Fokus, der für die Menschen überlebenswichtig ist. So war Inmensa Esperanza von Beginn an ein Anlaufpunkt für Hungrige, die einmal täglich im Projekt eine warme Mahlzeit bekommen konnten. Hiervon profitieren heute täglich über 100 Kinder, deren Eltern nicht für ihre ausgewogene Ernährung sorgen können.
Da diese „Suppenküche“ weitaus nicht alle Bedürftigen erreichen konnte, wurde das Angebot in diesem Bereich ausgebaut und seit 2009 werden Lebensmittelpakete verschenkt. Zu Spitzenzeiten wurden mit den Essenskörben knapp 1000 Familien erreicht, die in größeren oder kleineren Abständen mit einem vielfältigen Grundbedarf versorgt wurden. Aus finanziellen Gründen musste Inmensa Esperanza bei der Anzahl der Essenspakete jedoch Abstriche machen und die Zahl der damit erreichten Familien hat sich jährlich auf ca. 700 eingependelt.
Aufgrund der steigenden Lebensmittelpreise baut Inmensa Esperanza mittlerweile eigenes Gemüse an und hält Tiere, um die Versorgung mit Eiern und Fleisch zu ermöglichen. Viele der Kinder helfen im Garten und lernen so, wie der Gemüseanbau funktioniert. Das Erlernte nehmen sie mit nach Hause und pflanzen dort gemeinsam mit der Familie eigenes Gemüse an.
Im Rahmen der Lebensmittelpakete wird ein besonderes Augenmerk auf Babys, Kleinkinder und Schwangere gelegt, die oft von Unterernährung besonders betroffen sind. So werden speziell für sie regelmäßig Milchportionen gekauft, um den hohen Calciumbedarf dieser Zielgruppe zu decken.
In diesem Bereich der Unterstützung gäbe es weitaus mehr Familien, die diese Hilfe gebrauchen könnten, aber abgewiesen werden müssen, da dies die Kapazität des Projekts übersteigen würde. So ist die Reichweite maßgeblich abhängig von den finanziellen Möglichkeiten von Inmensa Esperanza.
2. Schulische Unterstützung von Kindern
Um „den Teufelskreis der Armut“ zu unterbrechen, setzt das Projekt neben der akuten Unterstützung im Bereich Ernährung auch auf Bildung.
Mit einer guten schulischen Ausbildung soll es Kindern ermöglichen, einen anderen Lebensweg als ihre Eltern einzuschlagen und der Armut zu entrinnen. Im Projekt werden die Schulkinder dafür in einer Hausaufgabenbetreuung speziell gefördert. Dieses Nachhilfeprogramm wird in Kooperation mit der nationalen Universität in Mendoza (UNCuyo) erfolgreich durchgeführt. So erreichten schon mehrere Schüler Bestnoten und hervorragende Abschlüsse, obwohl ihre Eltern sie nicht unterstützen konnten und dies für sie daher scheinbar unmöglich war.
3. Fortbildungsangebote für Erwachsene zur Verbesserung der Einkommenssituation
Fortbildungsprogramme sind ein weiteres wichtiges Standbein des Projekts. Wenn Jugendliche und Erwachsene eine Ausbildung absolvieren und danach nicht mehr nur von Gelegenheitsjobs leben, ist dies ein guter Schritt aus der extremen Armut. Hier unterstützt Inmensa Esperanza, indem Experten engagiert werden, die in den Räumlichkeiten des Projekts ehrenamtlich verschiedenste Kurse anbieten. Durchgeführt werden Kurse in den Bereichen Wirtschaft, Ernährung, Psychologie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Ökonomie, Couching, Elektrik, Gasversorgung, etc. Auch eine Friseurausbildung wird regelmäßig angeboten, während Schreiner- und Schneider-/Nähkurse aktuell aus Platzmangel nicht möglich sind. Längerfristig ist daher ein Ausbau des Häuschens geplant. Die handwerklichen Kurse haben in den vergangenen Jahren vielen Familien geholfen, eigene Einkünfte zu erwirtschaften.
4. Angebot von kulturellen Aktivitäten und Freizeitveranstaltungen
Neben der Armut sind auch Gewalt und Drogen in den Randvierteln von Mendoza allgegenwärtig. Inmensa Esperanza setzt auf Aufklärung und vielfältige Freizeitprogramme für Kinder und Jugendlichen. Spaß, Freude an der Gemeinschaft und die Möglichkeit, eigene Talente zu entfallen, soll die Kinder und Jugendlichen davon abhalten, Drogen als Ausweg aus ihrem harten Alltag zu nutzen. An Festen, wie dem Tag des Kindes, wird im Häuschen von Inmensa Esperanza gefeiert und alles andere kann für ein paar Stunden vergessen werden.
Im Bereich Freizeitgestaltung werden seit 2007 wechselnde Angebote realisiert. So fanden in dem Häuschen von Inmensa Esperanza bereits verschiedenste Kurse und Aktivitäten statt. Darunter waren sowohl sportliche Aktivitäten wie z.B. Tanzkurse, als auch kreative, musikalische und technische Kurse. Unter anderem wird seit 2008 ein Computerkurs für Kinder und Erwachsene angeboten, bei dem die Teilnehmer ihre Fähigkeiten ausbauen können. In den Sommerferien werden Ausflüge geplant und seit 2014 ein umfassendes Ferienprogramm für Kinder angeboten. Dieses wird federführend von Studenten aus aller Welt geleitet, die ihren Weg zu Inmensa Esperanza über die Kooperation mit der internationalen Studentenorganisation AIESEC finden.
Über den Projektkern hinaus
Die meisten Aktivitäten von Inmensa Esperanza finden im eigenen Häuschen statt. Doch das Projekt beschränkt sich nicht auf die eigenen „vier Wände“. Immer war es Inmensa Esperanza wichtig, auf die Bedürfnisse der Personen in den umliegenden Stadtvierteln einzugehen. Daher ist es selbstverständlich, dass bei Krankheitsausbrüchen wie der Krätze die betroffenen Unterkünfte gereinigt und alle Bewohner mit neuer Kleidung und sauberen Matratzen versorgt werden. Darüber hinaus wurden auch notwendige Reparaturen, sowie die Beschaffung von Möbeln für bedürftige Familien unterstützt. Zudem hat Inmensa Esperanza obdachlose Mütter mit ihren Kindern zeitweise beherbergt und wenn notwendig eine psychologische Betreuung für sie organisiert. Besonders begabte Schüler wurden über Stipendien an Privatschulen vermittelt. Das Engagement und die Aktivitäten sind vielfältig und passen sich stets den aktuellen Bedürfnissen an.
Wie kam es zur Projektidee?
Nach der schweren Wirtschaftskrise im Jahr 2001 verarmte in Argentinien innerhalb von zwei Jahren ein Viertel der Bevölkerung (ca. 8 Mio. Argentinier). Die Situation verbesserte sich in den darauffolgenden Jahren merklich, jedoch lebt eine breite Bevölkerungsschicht weiterhin unterhalb der Armutsgrenze. Seit einigen Jahren verursacht die Inflation eine Steigerung der Nahrungsmittelpreise. Damit wächst das Risiko der Mangelernährung.
Doch nicht nur die Ernährungssicherheit ist durch die Armut gefährdet. Auch der Zugang zu Fortbildungsangeboten und kulturellen Aktivitäten ist eingeschränkt. Insbesondere für Kinder aus ärmlichen Verhältnissen ist es wichtig, eine gute Ausbildung zu erhalten, ein stabiles soziales Netzwerk aufzubauen, Solidarität zu leben und mittels Freizeitangeboten spielerischen Freiraum von ihrem harten Alltag zu schaffen.
In einem Stadtteil von Mendoza war es die engagierte Juanita Prossetti, welche die Not der bettelnden Kinder nicht länger ertragen konnte und aktiv werden wollte. Dies war kein einfaches Vorhaben und von vielen Seiten wurde sie nicht ernst genommen. Doch als es dann zum Tod eines der bettelnden Kinder kam, realisierte Juanita ihre Idee. Zunächst eröffnete Juanita Prossetti in ihrem eigenen Haus eine Suppenküche und erfuhr plötzlich eine erstaunliche Unterstützung von Freunden und Nachbarn in Form von Lebensmittelspenden oder Hilfe beim Zubereiten der Mahlzeiten. Innerhalb weniger Tage fanden zahlreiche Kinder aus der Nachbarschaft den Weg zur Suppenküche. Besorgniserregend war auch der Gesundheitszustand der Kinder. Viele litten unter Erscheinungen von Mangelernährung oder den Folgen unzureichender hygienischer Bedingungen. In der Suppenküche konnten die Kinder auch ein Bad nehmen und sie bekamen Unterstützung vom städtischen Krankenhaus.
Der Kontakt zu Juanita Prossetti kam durch Fernando Ruiz Peyre (Gründungsmitglied von Desierto Florido e.V.) zustande. Anfang 2004 begann die Förderung durch Desierto Florido e.V. Die Suppenküche bekam den Namen „Inmensa Esperanza“ und weitete ihre Aktivitäten im Laufe der Zeit auf kulturelle Angebote, Fortbildungs- und Freizeitveranstaltungen aus. Zudem diente sie zeitweise auch als Wohnheim für bedürftige Mütter mit ihren Kindern.
Seit 2016 hat Inmensa Esperanza ein eigenes Häuschen, das Desierto Florido e.V. mit 10.000 Euro zu einem Drittel finanziert hat. Seitdem sind seitens des Vereins keine regelmäßigen Mietzahlungen mehr notwenig. Da die Armut in den letzten Jahren jedoch stetig zugenommen hat, sind wir dazu übergegangen, eine situationsbezogene Unterstützung zu leisten.
Projektgebiet
Eingebettet in das karge Wüstenklima am Fuße der Anden liegen Mendoza und seine Vororte mit insgesamt 937.000 Einwohnern. Was dem flüchtigen Betrachter oftmals verborgen bleibt, ist die ausgeprägte gesellschaftliche Fragmentierung. Diese räumliche Trennung von Gesellschaftsschichten in Bezug auf ihr Einkommen äußert sich in sehr reichen und sehr armen Wohngegenden. Wohingegen das Zentrum einen sehr sauberen Eindruck macht und geprägt ist von üppigem Grün und Springbrunnen, wird man am Stadtrand Zeuge von armseligen Hütten und fehlender Infrastruktur, die sich in Sandpisten und teilweise sogar in fehlenden Strom- und Wasseranschlüssen äußert. Darüber hinaus ist die Kriminalitätsrate in den marginalen Vierteln („Villas“) am Stadtrand besonders hoch und Überfälle durch Banden verwandeln die Randbezirke in soziale Brennpunkte. Dem Stadtgebiet vorgelagert befinden sich semilegale oder illegale Hüttensiedlungen, die im Zuge von Land-Stadt-Migration entstanden sind.
Inmensa Esperanza liegt im Stadtteil Carodilla und gehört zum Verwaltungsbezirk von Lujan de Cuyo. Das jetzige Haus von Inmensa Esperanza liegt nahe dem Zuhause von Juanita Prossetti, unserer Projektpartnerin und Gründerin der Suppenküche. Die Personen, die das Angebot der Suppenküche wahrnehmen, kommen zum großen Teil aus mehrere Kilometer entfernten armen Stadtvierteln.